Norwegen

Mit Erasmus+ in Norwegen (Oslo)

Ich habe im Sommer 2017 ein dreimonatiges Auslandspraktikum während meiner Ausbildung über Erasmus + in Norwegen absolviert. Daher werde ich anschließend über meine Zeit in Oslo berichten. Ich hoffe, dass ich dir einen passenden Eindruck in die skandinavische Welt bieten kann und einige deiner Fragen beantworte.

Allgemeines/Arbeitsalltag

In Norwegen wird von 08 bis 16 Uhr gearbeitet. Hier kommst du überall sehr gut mit Englisch zurecht. Fast alle Norweger sprechen fließend Englisch unabhängig von dem Alter. Allerdings ist es für dich persönlich sicherlich angenehmer, wenn du etwas norwegisch sprechen kannst. Daher würde ich definitiv empfehlen vorher einen Sprachkurs zu absolvieren. Somit hat man die Standartsätze schon mal drauf. Des Weiteren kann man sich viel ableiten und lernt die Sprache daher schneller. Du wirst merken, dass du nach 3 Monaten einige Gespräche vollständig verstehst und vielleicht sogar auf Norwegisch antworten/einsteigen kannst.

Ich absolviere zurzeit meine Ausbildung bei Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück und bin auch hier in Norwegen in dieser Branche tätig. Daher ist es sinnvoll vor dem Auslandsaufenthalt in die Zollabteilung oder in das Serviceteam für die skandinavischen Länder zugehen. Somit kannst du schon mal Erfahrung von Deutschland aus sammeln. Wenn du dir in Oslo den Prozess von der anderen Seite anschaust, hilft dir deine vorherige Erfahrung aus Deutschland sicherlich um alles schneller zu verstehen. Ich persönlich bin super glücklich, dass ich Norwegen als Auslandsaufenthalt gewählt habe. Da das Land nicht in der EU ist, gibt es einen komplett anderen logistischen Prozess und die Ware wird von Grund auf anders abgefertigt. In hätte nie gedacht, dass ich so viele neue Prozesse entdecken und erlerne. In dieser Branche wird dich der Auslandsaufenthalt fachlich (sowie persönlich) auf jeden Fall voranbringen!!

Unterkunft

Oslo ist eine sehr teure Stadt zum Leben. Zum Wohnen kannst du mindestens 550 Euro einplanen. Aber vor allem Lebensmittel sind extrem teuer. Sofern du die Unterstützung von der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Nord gGmbH erhältst, wirst du gut um die Runden kommen. Trotzdem würde ich empfehlen vorher ein finanzielles Puffer anzulegen! Sparen wird man hier in Norwegen nicht – das ist sicher.

Soziale Netzwerke

Freunde findet man hier in Norwegen überall. Es gibt Gruppen bei Facebook wie New to Oslo, Erasmus Oslo oder Expact Oslo. Diese Gruppen haben teilweise wöchentliche Treffen und immer mal wieder postet jemand die Frage, ob sich andere junge Leute zum Grillen o.ä. treffen wollen. Ganz abgesehen davon hat man natürlich seine Arbeitskollegen und Mitbewohner mit denen man was unternehmen kann.

Die Norweger an sich sind zu Beginn vielleicht etwas schüchtern. Aber letztendlich habe ich mich immer sehr willkommen gefühlt und den Eindruck gehabt, dass ich an ihrem Leben teilhaben durfte.

Öffentliche Verkehrsmittel

In Oslo gibt es die T-bane, welche im Prinzip wie die Tube (Underground) in London funktioniert. Außerdem fährt die Straßenbahn und Busse im Stadtzentrum. Wenn du etwas außerhalb arbeitest oder lebst, kannst du ebenso den Zug nutzen. Für Studenten gibt es natürlich reduzierte Preise, welche durchaus vertretbar sind. Falls du deine Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vorher mal checken willst, kannst du die App RuterReise (graue Version, die rote ist zum Ticket buchen) downloaden.

Freizeit

Wenn du die Natur magst, bist du in diesem Land genau richtig! Du hast die Möglichkeit dir Oslo anzuschauen, aber genauso gut kannst du auch eine der Berge in der Nähe erklimmen. In dem Zentrum von Oslo gibt es kaum Wandermöglichkeiten, aber sobald du etwas außerhalb bist, gibt es tolle Spots. In Oslo sind viele Möglichkeiten zum Schwimmen vorhanden. Ob du ins offene Meer springst, am Strand entspannst oder in den See eintauchst … Das kannst du dann immer spontan entscheiden. Sehr zu empfehlen ist eine Bootstour oder mit der Fähre auf eine der Inseln zu fahren. Außerdem sind Ski fahren, segeln und Kajak fahren beliebte Sportarten. Natürlich kann man ganz abgesehen davon viele schöne kleine Städte um Oslo besuchen, Museen erkunden und die leckeren Speisen genießen. Es gibt auf jeden Fall genug zu tun. J

Leider ist es sehr teuer Essen zugehen. In einem mittelklassigen Restaurant zahlt man durchaus 18 Euro o.ä. für eine Pizza und liegt mit Getränk schnell zwischen 20 und 30 Euro.

Nachtleben

Wenn du über 18 bist, kannst du in Norwegen Bier und Wein kaufen. Über 20 Jahren kannst du dann auch Spirituosen und Zigaretten kaufen. Beides ist allerdings extrem teuer, daher würde ich empfehlen einen kleinen Vorrat mitzunehmen. Außerdem werden alkoholische Getränke auch gerne als Gastgeschenk gesehen. J

Die Supermärkte schließen die alkoholischen Getränke um 18 Uhr ab. Das heißt, du kannst dann kein Bier oder Wein mehr kaufen. Hochprozentigen kannst du grundsätzlich nur im Vinmonopolet kaufen. Die meisten Clubs sind ab 23 Jahren. Es gibt einige ab 20 Jahren und in manchen kann man vorher eine E-Mail schreiben. Dann kann man trotz Altersgrenze von 23 schon mit 20 in den Club kommen (z.B. Villa). Clubs ab 18 Jahren gibt es auch, aber eher wenig. Ich persönlich würde den Auslandsaufenthalt auf jeden Fall überdenken, wenn du noch nicht 20 Jahre alt bist/wirst!

Urlaub

Möchtest du vorher oder nachher in Norwegen Urlaub machen? Dann solltest du deine Flug – und Zugverbindungen frühzeitig buchen! Spontane Trips sind vor allem mit der NSB (ähnlich wie die Deutsche Bahn) sehr teuer. Es lohnt sich aber auf jeden Fall dieses Land zu bereisen! Die Strecke von Oslo nach Bergen soll mit dem Zug atemberaubend schön sein. Ich hatte das Glück eine Woche in Flekkefjord zu genießen und bin mit Freunden den Preikestolen hochgewandert (siehe Bild). Dies war wirklich ein unglaubliches Erlebnis und ich würde jedem empfehlen diese Landschaft bei gutem Wetter zu bewundern. Wir sind mit dem Auto durch Norwegen gefahren, was wirklich ein tolles Erlebnis war. Somit kann man an kristallklaren Seen halten und den Ausblick inhalieren. Hier gibt es eine Landschaft, die man in dieser Form wohl kaum woanders auf der Welt findet!

Es ist sehr einfach ein Tagestrip von Oslo nach Stockholm oder Göteborg zu organisieren. Hierfür gibt es sogar spontan meist günstige Preise mit dem Bus. Generell sind Tagestrips in der Umgebung von Oslo empfehlenswert.

Finanzielles

Man versucht hier echt sparsam zu leben, aber ganz ohne Ersparnisse wird das nicht klappen. Vor allem da Oslo nochmals teurer ist als der Rest von Norwegen.

Wenn du dich trotzdem für dieses wunderschöne Land entscheidest, dann solltest du eine Kreditkarte mit dir führen. In allen Restaurants, Läden etc. wird mit Kreditkarte gezahlt. Sogar wenn man am Bahnhof die Toiletten nutzen möchte. Du kannst durchaus auch Bar zahlen. Zahlen mit Kreditkarte ist einfach üblicher und aus meiner Sicht unkomplizierter. Außerdem können hohe Gebühren auf dich zukommen, wenn du Bargeld abhebst.

Die Preise in den Supermärkten werden dich sicherlich erschrecken. Viele Produkte kosten doppelt so viel wie in Deutschland. Und kleiner Tipp am Rande. In Supermärkten kann man an der Kasse fragen, ob der Einkaufspreis z.B.: durch drei geteilt wird. Somit musst du mit deinen Freunden im Nachhinein nicht ausrechnen, wer wem wie viel Geld schuldet und jeder kann direkt an der Kasse seinen Anteil zahlen.

Fazit

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Land der Fjorde waren sehr positiv. Die Norweger sind ein tolles, offenes und freundliches Volk. Häufig merkt man, dass sie durch Ihre Verbundenheit zur Natur sehr ausgeglichen sind. Einen Sommer wie in Spanien darf man hier nicht erwarten. Es ist durchaus möglich, dass es oft deutlich kälter ist als in Deutschland. Aber sobald das Wetter gut ist, sind alle Bewohner draußen und genießen die warmen Sonnenstrahlen.

Aus meiner Sicht ist Norwegen für ein Auslandsaufenthalt zu empfehlen. Die Natur ist wirklich unglaublich. Man muss sich zunächst an die Preise gewöhnen, aber auch das ist irgendwann normal. Ich hab die Leute hier wirklich wertschätzen gelernt und zusätzlich habe ich mich fachlich enorm weiterentwickelt.

Dieser Aufenthalt wäre ohne die Unterstützung von Erasmus + nicht möglich gewesen. Ich würde jedem empfehlen den Versuch zu wagen und sich für dieses Stipendium zu bewerben. Und wenn du die Möglichkeit erhältst, dann kannst du dich für sehr glücklich schätzen.

Viel Spaß in Norwegen!